"Weil du eine Frau bist!"

Die ewige Frage um Rollenbilder erhält ganz neue Ausmasse, wenn man Kinder hat. Katastrophale nämlich.

Die Diskussion fand beim Essen statt.
Sohn, fünfeinhalb Jahre: "Ich find' Kartoffeln selber schneiden aber nicht so lustig! Machst du mir das?"
Mutter, müde vom langen Tag: "Ich find' auch nicht alles lustig und muss es dann doch tun! Dein Zimmer staubsaugen zum Beispiel!"
Sohn: "Aber das musst du tun!"
Mutter: "Wieso muss ich das?"
Sohn: "Weil du eine Frau bist!" (!!!!!!!!!!!)
Mutter: Sprachlos (was in meinem Fall wirklich höchst selten vorkommt).
Vater: Denkt sich, Mutter kann sich selber wehren und sagt deshalb auch nichts. (Das hat er mir später erklärt, auf meine Frage, wieso er sich nicht für mich und die Emanzipation gewehrt habe.)

Die Begründung meines Sohnes, ich müsse staubsaugen, weil ich eine Frau bin, hat mich getroffen, wie eine schallende Ohrfeige. Was haben wir falsch gemacht? Wieso denkt mein Sohn, die Welt sei Stepford und Frauen seien da zum Putzen? Und was macht das aus seinem Vater?

Nun gibt sich unsereins so Mühe, den Kindern moderne Werte zu vermitteln und dann das! Mir ist schon klar, dass unsere Rollenverteilung nicht so revolutionär ist wie z.B. beim Bänz. Dennoch ist der Vater meiner Kinder einer der Männer, die mitdenken, mit anpacken und sich für keine Hausarbeit zu schade sind. Er wäscht, bügelt, putzt und wickelt und macht auch die Sachen, die klassischerweise von einem Mann erwartet werden. Natürlich macht er das alles nicht so oft wie ich. Schliesslich bin ich zur Zeit ausschliesslich Mutter und Hausfrau. Oder Familienmanagerin, wenn euch das lieber ist.

Die einzigen Punkte, die uns wirklich vom klassischen Rollenspiel unterscheiden sind die, dass er kocht und ich für die Technik im Haus zuständig ist. Deshalb käme unserem Grossen wohl nie in den Sinn zu sagen, ich müsse kochen, weil ich eine Frau bin.

Doch ich arbeite auch. Zur Zeit nicht so oft, aber immer öfter. Nur, Mama arbeitet von zu Hause aus, wenn der Kleine im Chindsgi ist. Deshalb bin ich auch immer hier, wenn er nach Hause kommt. Und das Mittagessen steht auf dem Tisch. Also kann er gar nicht darauf kommen, dass Mama zu etwas anderem taugt als zur Hausarbeit, oder?

Denn das ist eben das Einzige, was unsere Kinder sehen. Die Tochter einer Freundin meinte vor Kurzem, Mama und die kleine Schwester hätten es so schön. Sie könnten jeden Morgen zu hause bleiben und gemütlich rumhängen. Nur sie und der Papa, die Armen, müssten aus dem Haus und arbeiten bzw. zur Schule gehen. Das sei doch unfair.

Noch besser ist ein Spielkamerad meines Sohnes. Der hat mir nämlich letzthin seinen "Lebensplan" beschrieben: Er möchte mit zwei Kollegen ein Haus mit Pool, Playstation und Töggelikasten. Dort würden sie dann den ganzen Tag über spielen. Auf die Frage hin, ob er denn keine Frau und Kinder möchte, antwortete er: "Doch, aber die Kinder müssen dann bei der Frau bleiben. Ich habe ja dann keine Zeit, ich muss mit meinen Kollegen gamen."

Irgendwie ging doch mit der Emanzipation etwas schief, oder nicht?

Kommentare

umpalumpa hat gesagt…
Oh ja, ich kenne diese Situation nur all zu gut! (Bin ja auch die, die den ganzen Tag nur abhängt!)
Als meine Tochter wieder einmal meinte ich hätte es sooooo schön gemütlich, spürte ich wie die Tränen der Wut drohten aus meinen zusammen gekniffenen Augen zu kullern. Ich war nicht in der Lage cool zu reagieren, sondern fing an lauthals alles aufzuzählen was ich den lieben langen Tag mache. Erstens, wieso diesen Drang mich zu rechtfertigen? Und zweitens, kam ich mir immer bescheuerter vor da die aufgezählten Arbeiten nun wirklich alles andere als weltbewegend und anspruchsvoll rüberkommen!
"Ich mach die Wäsche, koche, putze, geh einkaufen, räum ständig hinterher was IHR so herumliegen lässt.......und sowieso und überhaupt!!!!!
Ja, Hausfrau ist ein Dödel-job, für all die die es nicht sind.....und für die die es sind ist es frustrierend das es nicht in Worten zu fassen ist. Da hilft auch die Bezeichnung "Familienmanagerin" nichts....mir zumindest nicht.
Tatsache ist das auch ich manchmal denke, was tu ich denn schon grossartiges, ist ja schliesslich einfach meine Pflicht! Wenn ich meine Arbeit als besonders und eidgenössisch anerkannt empfände, dann würde ich mich nicht so aufregen, oder?
Wäre ich wirklich emanzipiert in meinem Kopf, dann würde ich die rolle der Hausfrau viel eher geniessen können, aber da ich diese Arbeit nicht als vollwertig empfinde, und auch niemandem glaube wenn sie behaupten es wäre dies, dann bleibt alles so wie es ist. Eine Identitätskrise der modernen Frau. Ich geh jetzt kochen und mir am Arsch kratzen! :)
aupairfamilienrw hat gesagt…
Ich hatte einmal die Situation anders rum.
Wir haben seit die Kinder da sind und ich wieder arbeite eine Putzfrau. Als diese Urlaub hatte wollte ich mich ans Badputzen machen. Da fragt mich unsere 3 Jährige:

"Mama kannst du das überhaupt?"

Das war mir dann warum auch immer unangenehm. Mir war nicht bewußt, dass sie mich offensichtlich noch nie bei dieser Aufgabe gesehen hat. Ok meist habe ich das während des Mittagsschlafs gemacht oder eben die Putzfrau oder mein Mann. Aber typisch Frau hat man auch da sofort wieder irgendwie ein schlechtes Gewissen.

Und ja mich füllt nur Hausarbeit auch nicht aus. Ein Grund warum ich nach beiden Kindern schnell wieder angefangen habe zu arbeiten. So kann ich mir Hilfe im Haushalt leisten und die Freizeit mit meiner Familie genießen. Für uns eine gute Entscheidung.

Aber als "gute deutsche Hausfrau" habe ich natürlich auch ständig ein schlechtes Gewissen weil ich nicht alles selber mache. Und sollte ich es vergessen habe ich eine liebe Oma die mich regelmäßig dran erinnert. :)
Anonym hat gesagt…
Ich bin ehrlich gesagt etwas entsetzt über die Selbstverständlichkeit, wie Hausarbeit in diesem Blog (und den Kommentaren) runtergemacht wird. Als langjährige Hausfrau und Mutter kann ich die Empörung darüber, dass nur wir Frauen zur Hausarbeit fähig sein sollen, wohl verstehen. Was mir sauer aufstösst, sind die Bemerkungen, wie langweilig und unerfüllend diese Arbeit sein soll. Dem muss ich entschieden widersprechen! Meiner Familie ein schönes Heim zu bieten ist für mich eine wunderschöne und dankbare Aufgabe und ich bin sicher, dass sowohl meine Kinder wie auch mein Mann es zu schätzen wissen, dass ich immer da bin für sie. Also bitte, liebe "Rabenmütter", haltet euch mit solchen Bemerkungen zurück. Nicht jede Frau ist karrieregeil!
Anonym hat gesagt…
Nach zehn Jahren habe ich meine Kinder endlich soweit, dass sie wissen, dass ich am Arbeiten bin, wenn ich schreibe und dass ich nicht etwa vor dem Bildschirm abhänge. Vorher gehörten Kommentare wie "Mama, warum arbeitest du nichts?" zur Tagesordnung.
Und noch eine Reaktion auf den anonymen Kommentar: Ich hätte mich noch nie als karrieregeil bezeichnet, bloss weil es für mich nichts Schrecklicheres gibt als Hausarbeit. Es ist nun mal so, dass es Frauen gibt, die zwar leidenschaftliche und glückliche Mütter sind und gleichzeitig todunglückliche Hausfrauen. Das hat nichts mit Abwertung der Hausarbeit zu tun. Man erwartet von Vätern ja auch nicht, dass sie alle mit Freuden auf dem Fussballplatz herumstehen oder leidenschaftlich gern heimweken.

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