Mythos Mutter

Sie ist wissenschaftliches Objekt und Stammtisch-Politikum, gesellschaftliches Symbol und pädagogisches Relikt: Die Mutter wird studiert, seziert und gruppiert. Es vergeht kein Monat, in dem nicht irgendeine neue Studie oder Umfrage belegt, was Mütter sollten und möchten, was bereits Schwangere alles falsch machen und Mütter von Pubertierenden erwartet. Schluss mit diesem Unsinn!


Fragt man die Generation heutiger Grossmütter nach diesem Phänomen, lächeln sie einen etwas mitleidig an und geben zu: «Irgendwie hatten wir es einfacher. Damals gab es noch nicht so viele Ratgeber und schon gar kein Internet, das einem in Foren beibringen will, was eine gute Mutter ist.» Ich neige dazu, meine Grossmütter deswegen zu beneiden. Doch möchten wir wirklich zurück? Kaum eine moderne Mutter sehnt sich nach der Zeit, als Frauen keine Wahl hatten, ob und wie viel sie arbeiten wollten, damals, als eine Ehe noch gleichbedeutend war mit Heim und Herd. Wir wollen gute Mütter sein, doch wollen wir so sein wie unsere Mütter?

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Indem Sie über Mütter herziehen, die sich bewusst für Attachment Parenting, Stoffwindeln oder Langzeitstillen entschieden haben und diesen praktisch ihre Entscheidungsfähigkeit und Mündigkeit absprechen, tun Sie selber doch genau das, was sie den sog. "Supermüttern" vorwerfen: Sich abschätzig über die Lebensmodelle anderer Menschen äussern und diese dafür verurteilen.
Auf diese Weise wird ein "Leben und leben lassen", wie wir es uns doch eigentlich wünschen täten, nich möglich sein. Im Gegenteil: Die herbei geschriebenen Gräben zwischen Müttern mit verschiedenen Lebensmodellen werden dadurch täglich tiefer, echte Solidarität zwischen Eltern immer weniger wahrscheinlich. Schade!
rabenmutter hat gesagt…
es liegt mir fern, über mütter "herzuziehen" und das tue ich in diesem artikel auch nicht. ich sage lediglich, dass dieser trend "zurück zur natur" die frauen wieder vermehrt an den herd bindet (ich zitiere damit frau badinter) und dass dies für mich nicht in frage kommt. und wenn sie den artikel aufmerksam lesen, werden sie merken, dass nichts daran abschätzig ist, es geht darum, die neue gesellschaft zu beobachten und wie sich die rolle der mutter wieder gewandelt hat. der ganze artikel beschreibt eigentlich "leben und leben lassen", es tut mir leid, wenn das missverstanden werden kann. wenn sie den blog auch sonst studieren, werden sie merken, dass ich viele diverse arten der mutterschaft aufzeige und kommentiere. abschätzig bin ich jedoch nie. bis bald und alles gute!
Anonym hat gesagt…
Dann bin ich wirklich sehr froh. Ich bin einfach immer wieder irritiert über ihre Polemik, die so gar nichts mit dem zu tun hat, was ich unter "Attachment parenting" oder "Mothering" verstehe und bei den Personen, die solche Modelle mehr oder weniger leben, erlebe. Dann frage ich mich regelmässig, was für Leute Sie kennen ;-)
Badinters "Conflit" habe ich vor längerer Zeit gelesen und fand ihn recht langweilig und nichts sagen. Vor allem stellte sich mir die Frage, weshalb sie einen Trend herbeischreibt, der so gar nicht existiert (kein europäisches Land hat eine so tiefe Stillquote, wie Frankreich, von Zwang ist also weit und breit nichts zu sehen). Aber ich muss zugeben, dass ich mit Badinter immer schon meine Mühe hatte. Seit dem von Männerrechtlern gefeierten "Die Wiederentdeckung der Gleichheit" hat sie sich als Feministin in meinen Augen disqualifiziert.

Möchten Sie einen wirklich spritzigen Text über das Thema Mutterschaft lesen (und erkennen, wie alt das Dilemma bereits ist!), kann ich ihnen das Buch "Die Mütter" von Hedwig Dohm aus dem Jahr 1903 empfehlen (http://gutenberg.spiegel.de/buch/4770/1) Da werden sie auch feststellen, dass weder Badinter noch Schwarzer das Rad neu erfunden haben ;-)

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