Wofür der Vaterschaftsurlaub nicht steht





Er wäre gerecht und logisch. Doch nicht jedes Argument ist auch wirklich eins.


Zurzeit wird der Vaterschaftsurlaub wieder heiss diskutiert. Diverse Vorstösse, meist aus dem linken Lager, möchten Väter die Möglichkeit geben, nach einer Geburt länger als den bisher gesetzlich vorgeschriebenen Tag (!) bei Frau und Kind bleiben zu dürfen.


Argumente dafür gibt es genug, allen voran wirtschaftliche, wie auch Präsident von männer.ch Markus Theunert nicht müde wird zu wiederholen: «Mehr Output, mehr Effizienz, weniger Fehltage, weniger Fluktuation und generell höhere Loyalität dem Betrieb gegenüber.»
Doch auch abseits der beruflichen und wirtschaftlichen Aspekte, glaubt beispielsweise Nationalrätin Valérie Piller Carrard (SP), Väter bräuchten Zeit, um «eine Beziehung zu dem Neugeborenen aufzubauen»; schliesslich hätten sie das Kind «nicht unter dem Herzen getragen». So erklärt sie ihre im Juni eingereichte Motion für einen 20-tägigen Vaterschaftsurlaub.


20 Tage. Vier Arbeitswochen. Wunderbar. Natürlich hätte ich es toll gefunden, wenn man mein Mann ganze vier Wochen bei uns geblieben, mitgeholfen, rumgetragen, gekocht, geputzt und Kinderwagen geschoben hätte. (Zugegeben, vielleicht hätte ich ihn auch nach zwei Wochen rausgeschmissen, je nach dem.)


Doch reicht diese Zeit aus, um eine bessere Beziehung zum Baby aufzubauen, statt wie bisher nur abends und am Wochenende? Wahrscheinlich ändert es tatsächlich etwas an der Qualität der Vater-Kind-Bindung. Heisst das, Kinder, die nicht davon profitieren konnten, haben eine schlechtere Bindung zu ihrem Papi? Und was ist mit der Feststellung, Väter hätten das Kind nicht unter dem Herzen getragen? Gestillt haben sie ja auch nicht! Wenn man dieser Logik folgt, haben Väter von Natur aus die schlechteren Karten beim Kind. Die Erfahrung zeigt, dass das Bindungsargument keines ist, diese kann auch über die Jahre gestärkt werden. Wird sie auch meistens.
Ausserdem: Was bringen 20 Tage Urlaub für die Erwerbstätigkeit der Mutter? Die Einführung eines Vaterschaftsurlaubes wird nur dann Erfolg haben, wenn er wirtschaftlich Sinn macht. Doch wie lange müsste ein solcher Vaterschaftsurlaub dauern, damit Mami mit weniger Einschränkungen wieder arbeiten kann und der Volkswirtschaft ihr Potential zur Verfügung stellt? Bis das Kind sich das Mittagessen selber kochen kann?


Ich würde sofort für einen Vaterschaftsurlaub stimmen, glauben Sie mir. Leider ist weder Politik noch Wirtschaft so romantisch und familienfreundlich, wie wir das gerne hätten. Ganz zu schweigen von den Vätern selber, die nicht immer gewillt sind (Siehe Kommentare auf diese Analyse). Weshalb ich in diesen Krisenzeiten daran zweifle, in der Schweiz bald mehr Kinderwagenschiebende Väter zu treffen. Schon gar nicht mit solchen Argumenten. Oder liege ich falsch?

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